LAGE.
Oberstdorf liegt, in 845 m Höhe. an der südlichsten Grenzmark des Reiches; inmitten eines wiesenbestandenen Talkessels, den in machtvollem Rund eine wunderbare Bergwelt einsäumt. Einzig schöne Hochtäler, gebildet durch die drei Quellflüsse der Iller - Breitach, Stillach, Trettach - und ihre Nebenbäche; ungestüm zu Tale stürzende Vildwasser und Wasserfälle, unvergleichlich schöne Bergseen usw. In unmittelbarer Nähe des Kurortes aber dehnen sich herrliche, wohlgepflegte Naturanlagen und sanfte Hügel, lockend mit Schatten oder weitreichender Fernsicht. So ist also Oberstdorf von der Natur überreich mit Herrlichkeiten ohne Ende bedacht, unbestreitbar des ihm von Kennern und seinen ungezählten Freunden verliehenen Beinamens: „Perle“ oder „Königin“ der Allgäuer Berge wert und würdig.
KLIMA.
Aus der geschützten Höhenlage, der Staub- und Nebelfreiheit und nur ganz selten gestörten Windstille, sowie dem Waldreichtum der Berge erwachsen Oberstdorf hohe klimatische Vorzüge. Der Frühling ist meist schön und lockt mit einzigartiger Wiesenpracht : im Sommer mildert sanfte Bergluft die Hitze des Tages und kühlt die Nächte; der Herbst ist milde, läßt von den Höhen herrlichste Fernsicht genießen und taucht die langsam ersterbenden Wälder in eine unsagbare Farbenpracht; und der Winter beschert dem Platze und seiner Umgebung einen wunderbaren Bergwinter: reiche, beständige Schneedecke; ebenso reiche Sonne; in Schnee u. Rauhfrostglanz starrende Wälder; einzig schönes Wintersportgelände.
OBERSTDORF ALS KURORT.
Als Kurort empfiehlt sich Oberstdorf bei Bleichsucht und Blutarmut. Neurasthenie und Hypochondrie, bei pleuritischen Residuen, in der Rekonvaleszenz nach schweren Erkrankungen und als Nachkur nach Kissingen, Karlsbad, Marienbad. Gegenanzeigen sind: im Fortschreiten begriffene entzündliche Prozesse der Respirationsorgane, übergroße Empfindlichkeit und Reizbarkeit genannter Organe. Neigung zu Lungenblutungen, offene Tuberkulose oder in weiter fortgeschrittenem Stadium und schwere Herzfehler ohne Kompensation. Für die Behandlung schwer Tuberkulosekranker besteht ärztl. Anzeigepflicht. Oertel'sche Terrainkuren.
KURMITTEL.
Reine ozonreiche Luft, Höhenlage und die für einen Terrainkurort nach Oertelscher Methode unvergleichliche Bodenbeschaffenheit. Im Winter Dauer und Intensität des Sonnenscheins. Sormen-, Zellen- und Schwimmbäder im Moorweiher und am Freibergsee. Medizinische Bäder, Sol-, Fichtennadel-, kohlensaure Bäder in den neuzeitlich eingerichteten Badehäusern Antoniusbad und Sehochenhansbad. Gut eingerichtetes Krankenhaus. Apotheke.
Die Kurabgabe beträgt für:
1 Person und den Tag 30 Pf. bis zum Höchstsatze v. Mk. 9.-.
2 Personen und den Tag 50 Pf. bis zum Höchstsatze v. Mk. 19.-.
3 Personen und den Tag 75 Pl. bis zum Höchstsatze v. Mk. 22.50,
4 Personen und den Tag Mk. 1.- bis zum Höchstsatze v. Mk. 30.-,
Familien mit mehr als 4 Personen für den Tag Mk. 1.20 bis zu
einem Höchstsatze von Mk. 36.-.
Kinder unter 4 Jahren zahlen keine Kurtaxe.
OBERSTDORF ALS SOMMERFRISCHE.
Von besonderem Reiz sind die herrlichen Spaziergänge auf Wegen durch schattigen Wald. Etwa 52 km größtenteils ebene, reichen Schatten bietende Anlagen und Wege, die unmittelbar am Ort heginnen und mit zahlreichen Ruhebänken versehen sind.
OBERSTDORF ALS WINTERSPORTPLATZ.
Die an vielen schönen Wintertagen herrschende fast absolute Windstille, die Dauer und Intensität des Sonnenscheins und die Reinheit der Atmosphäre lassen Oberstdorf als Winterkurort besonders geeignet erscheinen. Die Straßen und Fußwege im Orte, sowie Spazierwege in der Umgebung werden im Winter mittels Schneewalzen und -Pflügen offengehalten. Hervorragendes Ski-Übungsgelände in nächster Nähe des Ortes am Karatsbüchel. auf der Warme, am Dummelsmoos und beim Alpenhotel Schönblick, 1400 m. Eine Reihe herrlichster Skitouren mit prachtvoller Aussicht und großartigen Abfahrten. Nebelhorn, Daumen, Fellhorn, Hoher Ifen usw. Sprungschanzen, Rodelbahn, Eisplätze, prächtige Schlittenfahrten nach Birgsau, Einödsbach, Spielmannsau, Oytal und ins Walsertal.
AUSFLÜGE.
Seealpe, Oytal, Stuibenwasserfall, Käseralpe, Hölltobel, Gerstruben, Dietersbachalpe, Christlessee, Spielmannsau, Traufbachtal, Sperrbachtobel, Kemptnerhütte, Mädelejoch, Freibergsee. Schwand, Birgsau und Einödsbach, dem südlichsten Ort Deutschlands. Breitachklamm, Walserschanz.
BERG- und HOCHTOUREN
Nebelhornhaus und Nebelhorn mit Abstieg über Seealpsee, Gleitweg ins Oytal. Über Schrattenwang, Söllereck und Fellhorn. Älpele, Käseralpe, Besler. Rappenseehütte, Biberkopf, Hohes Licht, Heilbronnerweg, Waltenbergerhaus, Krottenkopf, Mädelegabel, Himmeleck, Prinz-Luitpoldhaus, Hochvogel, Rappenalptal, Mindelheiıner Hütte, Schafalpköpfe und viele andere Hochtouren. Autorisierte Bergführer. Alpine Auskunftsstelle.
UNTERKUNFT UND VERPFLEGUNG
Hotels und Pensionen in genügender Anzahl mit musterhafter Führung. Gute und bequeme Zimmer und Privatwohnungen, auch mit eingerichteten Küchen, in großer Auswahl. Gesamtbettenzahl 5700. Gutausgestattete Geschäfte in allen Branchen. Prospekt und Wohnungsverzeichnis durch den „Verkehrs- und Kurverein“. Die Frequenz des Kurortes betrug 1905: 12907, 1910: 18386, 1920: 18418, 1923: 32000, 1924.: 26036, 1925: 26592, 1926: 26002, 1927: 31884.
VERGÜNGEN UND SPORT:
Fischerei, Kahnfahrten, Scheibenschießen, Promenadekonzerte, Sommerfeste, Originaltänze (besonders Wildmännletanz, Sechser- und Schnhplattlertänze). Bauern-Theater, Lichtspielhaus. Lesehalle und Schreibzimmer in eigenem Bau auf dem wundervoll gelegenen Lindenacker. Tennisplätze. Sportplatz im Oybele. Autogaragen. Während der Saison sportliche und gesellschaftliche Veranstaltungen (siehe Sonderprogramme).
REISEZEIT:
Für die Monate Mai. Juni, zweite Hälfte des September und Oktober in der Regel ermäßigte Preise. Hauptsaison vom 15. Juni bis 15. September. Frühjahr besonders zu empfehlen, ebenso der Herbst wegen der steten Wittermıg. Wintersaison von Mitte Dezember bis Mitte März.
VERKEHR.
Stellwagen- und Einzelfuhrwerksverkehr in die Täler Birgsau, Spielmannsau, Breitachklamm, Oytal und Walsertal tarifmäßig geregelt. Post, Telegraph. Ununterbrochener Telephondienst. Eisenbahn: Oberstdorf ist Endstation der Lokalbahn Sonthofen-Oberstdorf, im direkten Verkehr mit der an der Route München-Schweiz gelegenen Station Immenstadt. - Post-Kraftwagen nach den Königsschlössern. - Privat-Auto-Fahrten. Von Norddeutschland ist Oberstdorf am besten über München bzw. Augsburg - Immenstadt zu erreichen, von Westdeutschland über Stuttgart - Kempten - Immenstadt. In der Hauptreisezeit direkte Wagenläufe München-Oberstdorf, Berlin- Oberstdorf, Dortmund-Oberstdorf. Eigenes Zollamt im Orte. Nebelhornbahn im Bau.
LITERATUR UND KARTEN: Reisehandbücher von Bädeker, Meyer, Grieben, Wöhrl, Modlmayer usw. Geologische Beschreibungen in den Schriften des Dr. Reiser und M. Eckert. Spezialführer und Spezialkarten von Oberstdorf in den Buchhandlungen A. Eberl, A. Hofmann, G. Jordan und X. Volderauer. - Leihbibliothek - Zettler's Spezialführer durch die Allgäuer Alpen mit geologischem, zoologischem und botanischem Anhang. Ortspläne im Verkehrsbüro.
ÄRZTEVERZEICHNIS:
Dr. Clemens Boesl, Arzt, Hs.-Nr. 149 1/5, Sprechstunden 11-1.
Dr. Fritz Forbrich, Facharzt für innere Krankheiten, Freibergstraße, Sprechstunden: 11-1, 5-6.
Dr. Theodor Knoeckel, pr. Arzt, Weststr. 251, Sprechstd.: 8-9, 2-3
Dr. Theodor Kölle, Geh. San.-Rat, Medizinalrat, Arzt für innere Krankheiten, Neubaustraße 179, Sprechstunden 10-12, 4.-5.
Dr. Otto Reh, San.-Rat, pr. Arzt und Krankenhausarzt, Weststraße 231. Sprechstunden: 11-1.
Dr. L. Saathofi; Besitzer und Leiter der Kuranstalt Stillachhaus.
Zahnärzte und Dentisten.
5 KLASSIGE REALSCHULE OBERSTDORF
mit Lateinbetrieb. Schule im Verband staatlich genehmigter höherer Lehranstalten Bayerns. Prospekte und Auskunft durch die Realschulleıtung
AUSKÜNFTE
in allen den Fremdenverkehr betreffenden Fragen duuch das VERKEHRSBÜRO OBERSTDORF, Marktplatz, Fernsprecher 111, Vertretung des Mitteleuropäischen Reisebureaus und der Mitropa, Ausgabestelle für Eisenbahnfahrkarten, Schlafwagenplätze, Platzkarten zu amtlichen Preisen. Fahrscheinhefte - Flugverkehr - Autogesellschaftsfahrten