Nicht weniger als zehn Hochtäler münden in das Oberstdorfer Tal ein, Hochtäler, die in die kühnste Felswildnis hineinführen, wie etwa das Oytal, die Birgsau und die Spielmannsau, oder die den Eindruck erwecken,als befände man sich in der Schweiz, wie etwa das matten- und almenreiche Walsertal. Der bequeme Wanderer findet einen schier unerschöpflichen Reichtum an kleineren und grösseren Spaziergängen durch köstliche Wälder, über weiche Matten mit wunderbaren Ausblicken, zu verschwiegenen Seen und brausenden, tosenden Wasserstürzen; der mit leichteren Bergtouren sich begnügende Alpenwanderer einen Kranz prächtigster Berge, die alle den gleichen Vorzug haben, dass ihre Besteigung sich durch eine herrliche Aussicht lohnt; der kühne, unerschrockene und erfahrene Hochtourist endlich, er mag auch noch so verwöhnt sein, wird hier an Bergen wie etwa die Höfats, die Marchspitze, die Trettachspitze, die Gottesackerwände Kletterprobleme finden, die den gewagtesten Touren in anderen hochalpinen Regionen nicht das Geringste nachgeben.
Der Glanzpunkt all der Oberstdorfer Herrlichkeiten aber ist der majestätische Talabschluss, in dem das einsame, weltverlorene Einödsbach liegt. Pompös, in königlicher Erhabenheit erheben sich vor uns die mit dem leuchtenden Hermelin ewigen Schnees bedeckten Felsgiganten Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze.
Der Berg, der von Oberstdorf aus am meisten bestiegen wird, ist das über zweitausend Meter hohe Nebelhorn. Das grandiose Gipfelpanorama umfasst (nach der Aufzählung Waltenbergers) zwischen Wengenkopf und dem majestätischen Hochvogel, Wettersteingebirge mit Zugspitze, das Karwendel, die Mieminger Berge, die Tauern mit Grossvenediger, die Zillertaleralpen, neben dem Hochvogel Schnee-Eck, Wilden, die gigantische Höfats, darüber hinaus die Hornbachkette mit Urbeleskarspitze, dahinter Stubaier und Otztaler mit Parseierspitze, Kratzer, Mädelegabel, Hohes Licht, Biberkopf, Widderstein, die Gipfel des Arlberg bis zur Silvretta, den Gletscher der Scesaplana, Graue Hörner, Tödi, Finsteraarhorn, Mönch, Eiger, jungfrau, Titlis, Glärnisch; dann Bregenzerwaldberge, Ifen, Gottesackerwände, Säntis, Bodensee und über den schönen Grünten hinweg Blick in die schwäbische Ebene.
Nicht minder gewaltig ist der Blick vom Daumen eine herrliche Hochtour ist die Besteigung der imposanten kahlen Pyramide des Hochvogels, der mächtigen Mädelegabel, des Brüderpaares Rauheck und Kreuzeck, von denen aus sich besonders die grandiose Hornbachkette in erhabener Pracht zeigt, des Hohen Lichts und der Gottesackerwände mit dem an das Steinerne Meer erinnernden, sagenumwobenen, seltsam gestalteten Gottesackerplateau. Die piece de resistance für gewiegte und erprobte Hochtouristen ist die verwegene Trettachspitze und die mit einem trügerischen Grasmantel behangene vierzackige Höfats, deren fürchterliche Steilabstürze Neigungen bis über 70° haben.