Der "Reichsbund" war ein "Organ" - also Zeitschrift - des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, -teilnehmer und -hinterbliebenen. In der Ausgabe Nummer 9/10, erschienen im 15. Jahrgang in Berlin am 20. Mai 1932 wurde das nachfolgende Gedicht über den Christlesse veröffentlicht.
Das heutige Waldhotel am Christlesse war zu dieser Zeit ein Erholungsheim des Reichsbundes. Im Jahr 1933 hat sich der Reichsbund selbst aufgelöst, weil ein aktiver Widerstand gegen die Diktatur Hilters aussichtlos war. Das Heim Christlesse diente dann der NS-Kriegsopferversorung (NSKOV) als Erholungsheim. Der Reichsbund nahm nach dem Krieg wieder seine Arbeit auf und heisst seit 1999 Sozialverband Deutschland. Das Heim am Christlessee wurde ab 1955 wieder zum Erholungsheim, dann aber betrieben vom VdK (Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands), der seit 1994 als Sozialverband VdK Deutschland bekannt ist. In späteren Jahren hat der VdK das Erholungsheim mehrfach erweitert und ausgebaut, bis es seine heutige Form und Grösse erhielt. Viele junge Oberstdorfer Zivildienstleistende (inklusive mir) leisteten über die Jahre Ihren Ersatzdienst im Erholungsheim Christlessee...
Unsere Kameradin, die Kriegerwitwe Bertha Wirth, Schmalkalden i. Thüringen schickte dem Bundesvorstand aus Dankbarkeit für die ihr gewährte Freikur im Bundesheim Christlessee folgendes poetisches Stimmungsbild:
Bayerisches Allgäu, du herrliches Land,
Wer kann deine Schönheit erfassen ?
Dort hat des Schöpfers allmächt'ge Hand
Viel Wunderbares geschaffen.
Die Alpen ragen zum Himmel empor,
Geschmückent mit schneewei0em Kleide;
Sie trotzen der Sonne im Nebelflor,
Sind stolz auf ihr bräutlich Geschmeide.
Sie bieten den Hirschen und Gemsen Schutz,
Die ungern von Jägern bezwungen.
Der stolze Adler streift hoch in der Luft:
Kein Mensch dar sich nah'n seinen Jungen.
Und unten im Tale kristallenrein
Das Bächlein plärschert so leise;
Es klingt wie Musik in der Einsamkeit
In selten lieblicher Weise.
Es erquickt manch durstiges Vögelein,
Das Wild sucht drinnen sich zu laben.
Es schlingt sich weiter durch Felsengestein,
Bis müd' es im Strom wird begraben.
Manch trauliches Hüttlein gibt Wanderern Rast,
Mit freudigem "Grüß Gott" empfangen.
Man legt dann flink ab von den Rücken die Last
Bis froh wird dann weiter gegangen.
Noch manches Schöne uns schenkt die Natur,
Was könnt von den Dichtern besungen,
Doch möcht ich rühmen das nur,
Was ist unserem Reichsbund gelungen.
Im herrlichsten Fleckchen des Alpenlands
Tat dieser ein Heim dort ersehen,
Es wird von allen "Christlessee" genannt,
Der Name ist leicht zu verstehen.
Ein klarblauer, schöner, stiller See,
Er liegt unserm Heime zu Füßen,
Und erzählt von Lawinen, Eis und Schnee,
Von ferne schon tat er uns grüßen.
Hier ist man fern von allem Getriebe
Der Welt, voll Unruh und Herzeleid.
Des Hauses Verwaltung schenkt uns viel Liebe,
Gibt Ruh' der Seele und Kraft dem Leib.
Hier werden verblaßte Wangen gefärbt,
Der kranke Leib muß gesunden,
Zur Hiemat geht's dann zurück, neu gestärkt,
Gern denkend der sorglosen Stunden.
Behüt' dich Gott weiter, Heim Christlessee!
Du Reichsbund, blüh weiter im Kampfe!
Es scheiden hier alle mit leichtem Weh
Und reichen die Hand dir zum Danke.
Interessant ist auch der im Anschluß folgende Abschnitt über die damaligen Preise und Aufnahmebedingungen. Man beachte die Relation zwischen Übernachtung (6 RM) und der Fahrt mit dem Fuhrwerk hin und zurück (3 RM)
Nach dieser poetischen Huldigung unseres Erholungsheimes wird es zweifellos auch manchen geben, der näheres über die materielle Seite eines Aufenthaltes in Christlesse erfahren möchte. Deshalb geben wir nachstehend die Aufnahmebedingungen im Erholungsheim Christlessee bekannt: