Die Zeitschrift Das Buch für Alle war eine von 1890 bis 1935 erscheinende "Illustrierte Monatsschrift zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann" und hatte Ende des Jahrhunderts eine Auflage von ca 160.000.
Irgendwann ca. 1890 erschien dort auch dieser schöne Holzschnitt nach einer Skizze von Wilhelm Wollschläger mit 7 verschiedenen Szenen aus dem Älplerleben und vom Viehscheid.
Mit dabei auch ein schöner Text in der damaligen Schreibweise und Sprache verfasst (z.B. "die Viehscheide") - jedoch interessant zu lesen. Demnach war das Vieh damal schon tage vorher am Viehscheidplatz und die Kranzkuh wurde erst auf dem Viehscheid prämiert. Aber lest einfach selbst.
Die prächtigen fetten Oberstdorfer Almen werden mit Anfang des Sommers von weit her mit dem schönen Allgäuer Rindviehschlag zur Sommerweide beschickt, und der Auftrieb auf die Alm (Skizze 1) findet nach alter Sitte in der Nacht vor dem Johannistag (24. Juni) statt, um das Vieh, das oft schon von fern herkommt, in der Sonnehitze nicht zu sehr zu ermüden. Bei schönem Wetter und an sonnigen Tagen führen die Hirten auf der Alm ein recht ungebundenes und vergnügtes Leben und unterhalten sich durch Singen und Hornsignale von Alm zu Alm mit einander (Skizze 2). Wenn dagegen drunten im Thal Regen und Nebel anhalten, so herrschen oben auf den Hochalmen heftige Schneestürme und machen dann den Hirten viel zu schaffen, welche oft mit Gefahr ihres Lebens die erschreckten Thiere zusammen und nach den Sennhütten treiben müssen (Skizze 3), damit sie sich nicht verstürtzen. Oft wird es bei anhaltendem Schneetreiben sogar nöthig, die Heerde auf eine niedriger gelegene Alm herunterzuführen, was ebenfalls zuweilen mit erheblichen Gefahren verbunden ist.
So bleiben die einzelnen Heerden auf den Almen bis Anfang September, werden dann herunter nach Oberstdorf getrieben und auf dem weiten Wiesenplan bei der St. Loretto-Wallfahrtskapelle (Skizze 7) untergebracht bis zum 13. September, wo die erwähnte große "Viehscheide" (Skizze 4) stattfindet, welche längst im ganzen Algäu zu einem allgemeinen Voksfest und einer Art Jahrmarkt geworden ist. Die Viehscheide ist nämlich die Austheilung oder Zurückgabe des von den Almen kommenden Viehs an die Eighentümer, die sich zur Empfangnahme desselben in Oberstdorf einfinden. Außer den Eigenthümern erscheinen Zuschauer und Betheiligte, besonders aber Viehhändler, um auserlesen schöne Kühe und Färsen zu kaufen. Dabei geht es natürlich höchst lebendig zu. In verschiedenen Gehegen - meist jede Alm für sich - steht das Jungvieh zur Scheide bereit. Ein Gehege nach dem andern wird geleert, indem der Hirte Stück für Stück vorführt und den Besitzer zur Empfangnahme aufruft, während die Hirtenjungen die anderen Stücke zurückdrängen (Skizze 5). Hat ein Hirte alle ihm anvertrauten Thiere unversehrt und feist von der Alm gebracht, so wird er und seine schönste Kuh festlich bekränzt (Skizze 6), worauf sich der Hirte viel zugut thut, die so prämierte Kuh aber das vielbegehrte Objekt der zahlreich erscheinenen fremden Viehhändler ist.